Das Menschenbild der Anthroposophie
Die Anthroposophie – wie andere Geistesrichtungen auch – sieht im Menschen zunächst das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist. Wenn von einer „ganzheitlichen Sichtweise“ gesprochen wird, so bedeutet das, dass diese drei Aspekte des Menschen in ihrem Zusammenwirken betrachtet werden. Dabei gilt die Seele als Mittlerin zwischen Körper und Geist. Sie verbindet sich mit dem Körper, indem sie auf die Wahrnehmungen der Sinnesorgane mit Empfindungen und Gefühlen reagiert und den Menschen dadurch zum Handeln animiert. Zur Seite des Geistes hin entwickelt sich durch die fühlende Seele die Urteilsfähigkeit des Menschen, das Denken. Das wiederum ist die Grundlage für den schaffenden, kreativen Geist.
Wie der körperliche Aspekt sich im Menschen als Stoffwechsel-Gliedmaßen-System zeigt, das Seelische im rhythmischen System und der geistige Anteil im Nerven-Sinnes-System, können Sie auf der Seite „Die Dreigliederung des Menschen“ genauer nachlesen.
Neben der Dreigliederung sind für den anthroposophischen Blick auf den Menschen vor allem auch die vier Wesensglieder von grundlegender Bedeutung. Die leibliche Organisation des Menschen kann unter rein materiellen Gesichtspunkten gesehen werden. Sie unterliegt den physikalischen und chemischen Gesetzen der Natur und wir teilen sie mit allem, was auf der Erde zu finden ist. Die Lebensorganisation finden wir außer beim Menschen auch bei Tieren und Pflanzen. Alle Aufbauprozesse von Lebewesen wie Wachstum, Entwicklung und Reproduktion fallen in diesen Bereich. Die Empfindungsorganisation finden wir auch bei Tieren. Ihre Äußerungen drücken sich in den Persönlichkeitsmerkmalen aus: individuelle Bewegungsabläufe, Laut- und Sprachäußerungen usw. Als viertes findet sich die Ich-Organisation. Sie ermöglicht es dem Menschen, sich als Individuum zu erleben, als einzigartig und nicht wiederholbar. Wie sich das Zusammenspiel der vier Wesensorganisationen im Menschen zeigt, wird auf der Seite „Die menschliche Wesensorganisation“ beschrieben.
Die Entwicklung von Körper, Seele und Geist und ebenso die Entwicklung der vier Wesensorganisationen zieht sich durch das ganze Leben des Menschen hindurch. Dabei gibt es Gesetzmäßigkeiten, die generell gelten. In der Biografie jedes einzelnen Menschen zeigen sich unter Umständen wesentliche Unterschiede und Abweichungen von dem, was allgemein gesagt werden kann. Die Biografie ist der Punkt, an dem jeder Mensch nur für sich allein betrachtet wird. Hierzu finden Sie auf der Seite „Die Biografie des Menschen“ weitere Hinweise.
Soweit ist der Mensch in seinem jetzigen Leben zu betrachten. Der anthroposophische Blick geht aber noch darüber hinaus, indem er die Idee von Reinkarnation und Karma grundlegend mit einbezieht. Dazu gehört die Vorstellung, das zu dem jetzt und hier lebenden Menschen ein geistiger Kern gehört, der sich über viele Leben hin weiter entwickelt. Durch diesen geistige Kern trägt jeder Mensch als Einzelner die Verantwortung für sein Schicksal und für die Bewältigung der Aufgaben, die dieses Schicksal mit sich bringt.